Die Weinregion Lisboa zieht sich westlich der Hauptstadt am Atlantik entlang bis nach Bairrada im Norden. Bis vor kurzem war sie noch unter dem Namen Estremadura bekannt. Hier wird viel Wein produziert, ein Großteil davon in Genossenschaften, in einer sehr großen Vielfalt und in unterschiedlicher Qualität. Insgesamt dominiert eher der Vinho Regional Lisboa, obwohl die Region über neun DOC-Gebiete verfügt.
Der Küstenwind fordert den Reben einiges ab. Nur ein kleines Stück landeinwärts bieten jedoch Hügel- und Bergketten einen gewissen Schutz für die östlichen Teile der Region. Lisboa verfügt über mehr DOC-Gebiete als jede andere Region in Portugal: insgesamt sind es neun Regionen, darunter eine DOC für Brandy. Viele exzellente Weine werden zudem unter dem Namen Vinho Regional de Lisboa verkauft. Es gibt eine wachsende Anzahl von privaten Weingütern.
Nur 25 Kilometer nördlich von Lissabons Zentrum, liegt die kleine, historische DOC Bucelas. Hier werden einige der feinsten Weiß- und Schaumweine Portugals produziert. Bucelas-Weine sind frisch, knackig, trocken, mineralisch und basieren stark auf der Arinto. Sie schmecken jung hervorragend, können aber auch bei zwei- bis dreijähriger Reifung an Komplexität und Finesse gewinnen.
Etwas weiter nördlich von Bucelas, aber noch im Inland, befindet sich die kleine DOC Arruda – eine Gegend wie aus einem Märchenbuch: historische Burgruinen, römische Straßen und Windmühlen treffen auf hübsche Weinberge, in denen hauptsächlich rote Trauben angebaut werden. Seit 2002 sind für Arruda-Weine auch internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Syrah oder Chardonnay und anderen portugiesische Sorten, zum Beispiel Touriga Franca oder Touriga Nacional, zugelassen (das gilt ebenso für die DOC Alenquer, DOC Torres Vedras und DOC Óbidos). Im milden Klima der DOC Arruda reifen die Trauben in aller Ruhe und ergeben insbesondere bei den Rotweinen ausgezeichnete Qualitäten.
Wiederum nördlich von Arruda befindet sich das die DOC Alenquer im Schutz des Berges Serra de Montejunto. Hier ist es wärmer, weniger windig und nass. Die Trauben können gut ausreifen, so entstehen konzentrierte Rotweine und Weißweine mit frischer Mineralität. Eine Reihe top-motivierter und qualitätsorientierter Winzer ist hier angesiedelt.
In der DOC Torres Vedras, die auf Atlantikseite der Serra de Montejunto liegt, ist es deutlich kühler und windiger. Weine aus dieser Region sind leicht und trocken. Bekannt ist zum Beispiel der Vinho Leve, ein trockener Weißer mit geringem Alkoholgehalt. In dieser DOC werden zudem einige leichte, würzige Rotweine produziert.
Wieder landeinwärts, nördlich von Alenquer liegt die DOC Óbidos mit dem zauberhaften, Städtchen Óbidos, das für seine stattliche, mittelalterliche Stadtmauer bekannt ist. Ein kühles Klima bietet beste Bedingungen für frische Weine. So verwundert es auch nicht, dass einige der besten Schaumweine Portugals aus Óbidos kommen. Aber auch die Weiß- und Rotweine aus der Region sind nicht zu verachten.
Die benachbarte Region Lourinhã ist die DOC für Aguardentes, also Weinbrände. Sie reicht im Nordosten bis zu belebten Fischerhafen von Peniche und zum Cap Carvoeiro. Weiter im Norden wo die Pinienwälder Pinhal de Leiria auf goldene Surf-Strände treffen, liegen die Rebgärten von Encostas de Aire, der größte DOC innerhalb der Weinregion Lisboa. Hier wachsen Apfel-, Birnen- und Feigenbäume auf Hängen und Hügeln Seite an Seite mit den Reben. Das Terroir ermöglicht gute, reichhaltige Rotweine und moderne Weißweine. Touristisch interessant sind das hübsche Städtchen Leiria, die Pilgerstätte von Fátima, und die Klöster in Batalha und Alcobaça, welche beide zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Rot- und Weißweine, die hier entstehen, sind leicht, frisch und wenig alkoholhaltig.
Die DOC Colares und der DOC of Carcavelos spielen nur noch eine untergeordnete Rolle, nachdem sich die einst berühmten Weingebiete zum Rückzugs- und Erholungsort für Lissabons Einwohner entwickelt haben.